Die Wut und Enttäuschung über mein vorzeitiges Ausscheiden beim Bieler Hunderter legen sich nur langsam. Dabei habe ich ein schönes, funktionelles Shirt vom Lauf bekommen und könnte mein Diplom ausdrucken, welches mich als ersten in meiner Altersklasse aufweist. Aber es bleibt dabei, es war nur eine Teilstrecke von gut 56 Km und damit habe ich das Ziel, mein Ziel, die 100 Km, nicht erreicht. Ärgerlich allemal, wenn sich 3 Tage vor dem Lauf eine alte Verletzung wieder bemerkbar macht und dann beim Wettkampf, nach wenigen Kilometern der Schmerz bei jedem Schritt präsent ist. Damit kann man bei einem „normalen“ Lauf umgehen, bei gesundem Körpergefühl auch einen Marathon fertig laufen. Aber 100 Km sind dann doch was anderes. Somit gibt es bei der Entscheidung, dass Rennen in Kirchberg zu beenden, nichts, was mir ein schlechtes Gewissen machen müsste.
Bleibt die Frage, wie ich weiter mit dem Thema Biel umgehe? Vernünftig wäre ein sauberer Schlussstrich. Meine Erfolge habe ich in Biel gefeiert, mit einer Bestzeit, die mich in den letzten Jahren regelmäßig in die Topten gebracht hätte. Ich muss niemanden mehr etwas beweisen. Anderseits übt der 100 Km Lauf Biel auf mich eine Faszination aus, die mit keiner anderen Laufveranstaltung vergleichbar ist.
So war es auch am letzten Freitag. Beste Bedingungen, hervorragende Organisation, nachdem im vergangenen Jahr einiges schief ging und eine unbeschreibliche Stimmung entlang der Strecke. Erinnere mich gerne an die Gruppe Jugendlicher, die zu später Stunde, leicht angeheitert, uns Läufer anfeuerten. Hatte zwar gerade eine Verpflegungsstelle passiert, die beim Bieler opulent bestückt sind. Aber wo ich die Jungs mit dem Bier in der Hand sah, bat ich spontan um einen Schluck. Die dachten natürlich ich mache einen Scherz und hielten mir, ohne zu zögern, ihre Büchse hin. Zu ihrer Überraschung griff ich zu und nahm einen Schluck, worauf ich für sie ein „geiler Siech“ war. Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn die in Kirchberg gestanden wären?
Hoffe aber, dass mich die Stimmung um dieses Negativerlebnisses nicht zu einer Entscheidung verleitet hat, die ich hinterher bereue? Aber das ist eine andere Baustelle…
Ich fürchte, das Thema Biel ist für mich noch nicht erledigt.